122 Bürgerhospital
Frankfurt am Main
2014Leistung
eingeladener Wettbewerb zur äußeren Gestaltung des NeubausVisualisierung
mo+Status
fertiggestellt
Als Eckbau ersetzt der geplante Neubau an der Einmündung der Nibelungenalle zur Richard-Wagner-Straße ein bestehendes Gebäude aus der Gründerzeit und verbindet damit die bestehenden Gebäudeteile des Bürgerhospitals. Der städtische Block wird geschlossen.
Die das Quartier prägende Bebauung aus der Gründerzeit war Leitbild für die Gestaltung der Fassaden des Neubaus. Aus unserer Sicht verträgt der Ort keine Ikone, sondern verlangt eine zurückhaltende aber selbstbewusste Fassadengestaltung, die das Alte aufgreift und es behutsam in die heutige Zeit transformiert.
Die Fassade ist als klassische Lochfassade mit annähernd gleichmäßigem Raster geplant. Um eine möglichst hohe Flexibilität zu gewährleisten werden drei Fenstertypen angeboten, die in die jeweiligen Öffnungen eingefügt und frei kombiniert werden können. So können, auch nachträglich, z.B. Krankenzimmer in Operationssäle umgenutzt werden, oder umgekehrt. Trennwandanschlüsse sind nicht nur an den Wandpfeilern zwischen den Fenstern, sondern auch im Bereich der Panele möglich. Durch den variablen Einsatz der "inlays" entsteht zudem eine spielerische Variabilität innerhalb des klar strukturierten Fensterrasters.
Die Fassadengliederung ist klassisch. Ein steinerner Sockel vermittelt zur gründerzeitlichen Bebauung und signalisiert Solidität und Wertigkeit. Die Fassade oberhalb wird verputzt. Feine Fugen und Versprünge in der Oberfläche erinnern an die historischen Konstruktions- und Gestaltungselemente (Gesimse, Faschen, Lisenen, etc.).
Das Gebäude erhält ein geneigtes Dach hinter/unter dem die haustechnischen Anlagen wetter- und schallgeschützt installiert werden. Die geneigten Dachflächen sollen möglichst von Aufbauten/Durchdringungen freigehalten werden. Im Mittelbereich befindet sich die Aufstellfläche für die Haustechnik.
Ausbildung der Außenwände als Lochfassade in Mauerwerk oder Stahlbeton gem. Statik.
Verblendung des Sockelbereichs auf Höhe des gesamten Erdgeschosses mit Sichtmauerwerk (Klinker oder Naturstein). Das Mauerwerk hat größere Fugen, um die Anforderungen an eine natürliche Belüftung und Belichtung zu erfüllen (Lochmauerwerk). Im Bereich der Richard-Wagner-Straße wölbt sich die Wand dreidimensional wie ein im Wind wehender Vorhang.
Die Wände im Obergeschoss erhalten ein Wärmedämmverbundsystem mit einem feinkörnigen Oberputz und der oben beschriebenen Strukturierung (Fugen/Versätze). Sockel und Oberputz erhalten ähnliche Farben (beige/Sand), so dass ein monolithischer Gesamteindruck entsteht.
Dachkonstruktion aus Holz und/oder Stahl gem. Statik. Die Dachdeckung erfolgt mit Schiefer oder Faserzementplatten im Farbton der Fassade.
Historische Fassadengliederung:
-Fenstergesims
-Natursteinfaschen
-Ecklisenen
-Dachgesims
Ornamentik/Plastizität/Profilierung:
-Schmiedearbeiten (Fenstergitter, Geländer)
-Natursteinarbeiten (Faschen)
Ebenheit/flächenbündige Fügung:
Die oft auch konstruktiv bedingte Plastizität historischer
Konstruktionen ist heute dem Wunsch nach
flächenbündigen Details, die ihren Ursprung in der
industriellen Produktion haben, gewichen.
Feine, in den Fassadenputz geritzte Nuten nehmen die
Konturen historischer Gesimse, Faschen und Lisenen auf
und bewahren so das historische Erbe.
Fenster:
Die unterscheidlichen Nutzungen des Gebäudes
erschweren eine einheitliche Fenstergestaltung. Für das
einheitliche Fensterraster stehen unterschiedliche "inlays"
zur Verfügung, die je nach Erfordernis in die Öffnungen
eingepasst werden können. Die so entstehende Varianz ist
gewollt und erlaubt eine höchstmögliche Flexibilität in der
Nutzung.
Materialität:
Die für die Bauten der Gründerzeit typischen Materialien
(Putz, Naturstein, Mauerwerk) werden auch für den Neubau
eingesetzt, unter Beibehaltung der historischen und
ortstypischen Merkmale (Lochfassade, vertikale Gliederung,
etc.) und unter Berücksichtigung der heutigen
Anforderungen (Wärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz,
Komfort, etc).
Geländer:
Die Ornamentik historischer
Metall-/Kunstschmiedekonstruktionen wird hier durch ein
teilweise gewölbtes Streckmetallgitter übersetzt.
Historische Sockelausbildung:
Typische Sockelgliederung eines Gebäudes aus der
Gründerzeit im Frankfurter Nordend
geplante Sockelausbildung:
Die Plastizität historischen Bossenmauerwerks/
Rustikamauerwerks wird durch die Krümmung der
gemauerten Wände in eine zeitgemäße Formensprache
transformiert. Gleichzeitig stellen die dadurch entstehenden
Wölbungen einen Bezug zur Formensprache des
historischen Altbaus an der Ecke
Nibelungenallee/Händelstraße her.
Die gekrümmten Mauerschalen werden gegen eine
vorgefertigte Schalung gemauert und zusätzlich in der
Stahlbetonkonstruktion verankert. Unregelmäßig plazierte
Öffnungen im Mauerwerk sorgen für eine natürliche
Belüftung (GaVO) und eine natürliche Belichtung.